Meerschweinchen

Das Meerschweinchen

Haltung, Fütterung, häufigste Erkrankungen

Das Meerschweinchen (MS), eines der ältesten Haustiere der Welt, stammt aus den Hochebenen und Buschsteppen der südamerikanischen Anden. Meerschweinchen leben in Rudeln von 4 bis 10 Tieren in Erdbauten. Zum Schutz vor Feinden verkriechen sie sich unter Gestrüpp oder in Höhlen. Sie verfügen über ein umfangreiches Repertoire an Lautäußerungen zur Warnung und Kommunikation.
MS werden ca. 5 bis 8 Jahre alt. Die Männchen sind im Alter von 3 – 4 Monaten, die Weibchen schon mit 8 Wochen geschlechtsreif, zuchttauglich aber erst später. Die Tragezeit dauert etwa 65 Tage. Trächtige Tiere bauen kein Nest und zeigen auch keine erkennbare Unruhe vor der Geburt. Die Jungen sind Nestflüchter, nehmen gleich nach der Geburt schon feste Nahrung zu sich und können daher problemlos bereits nach 14 Tagen abgesetzt werden.

Anatomische Besonderheiten


Die Zähne der MS haben offene Wurzeln, d.h. sie wachsen zeitlebens, ca. 5 mm pro Monat, und sind daher auf einen ständigen Abrieb angewiesen. Eine ausreichende Abnutzung ist nur gewährleistet, wenn das MS genug grobstrukturiertes, rohfaserreiches Futter – also Heu und Gras, zusätzlich Obsthölzer oder etwas hartes Brot – erhält. Zu lange Zähne behindern die Nahrungsaufnahme und führen zu Speicheln und Abmagerung.

Der Magen-Darm-Trakt ist 10mal so lang wie der ganze Körper, daher dauert die Darmpassage des Futters bis zu 5 Tagen! Der Magen kann nur 20 – 30 ml aufnehmen, ein Erbrechen ist nicht möglich. MS nehmen etwa 70 kleine Mahlzeiten täglich zu sich, Futter muß also immer verfügbar sein. Im Blinddarm findet die Zelluloseverdauung statt, dort wird die Caecotrophe (Blinddarmkot) gebildet, die viel bakteriell synthetisierte wichtige Vitamine enthält und vom Tier gleich vom After weg wieder aufgenommen wird. Bei zu stärkehaltiger Fütterung (Haferflocken, Körner) kommt es durch Fehlgärungen im Blinddarm zu starken Aufgasungen und Vitaminunterversorgung.
Im Bereich des Rückenendes befindet sich das sogenannte Kaudalorgan, ein ovales Feld mit zahlreichen Talgdrüsen, deren Sekret die Haare in diesem Bereich häufig etwas verklebt.

Haltung

Da MS in der Natur in Verbänden leben, sollten sie auf keinen Fall einzeln gehalten werden. Ideal ist das Zusammensetzen mehrerer Tiere, am besten eines Familienverbandes. Auch gleichgeschlechtliche Tiere verstehen sich meist ganz gut.
Die Käfigfläche sollte pro Tier mindestens 60×80 cm groß sein, zusätzlich für etwa 1 bis 2 Stunden Auslauf am Tag sorgen. MS fühlen sich besonders wohl, wenn Versteckmöglichkeiten wie z.B. Baumrinden oder Tonröhren angeboten werden.
Als Einstreu am besten Hobelspäne verwenden, die mit einer Heuschicht bedeckt werden. Leider sind solche Späne ja ein Industrieabfallprodukt und daher oft mit Holzschutzmitteln und Imprägnierfarben belastet, die das Immunsystem der Tiere schädigen können. Ideal ist daher, möglichst naturbelassene Späne zu besorgen.
Da Meerschweinchen aufgrund ihrer Herkunft nicht besonders kälteempfindlich sind, können sie ganzjährig im Freien gehalten werden. Sie brauchen natürlich einen warmen Unterschlupf gegen die Kälte bzw. im Sommer gegen Sonneneinstrahlung.

Fütterung

Die meisten Erkrankungen sind eine Folge langzeitiger falscher Ernährung. Das liegt auch daran, daß im Handel erhältliche Futter meist zu kalorien- und stärkereich sind.
Haferflocken, Joghurtdrops und Körner sind ungünstig, weil sie ungenügend zerkaut werden und den Blinddarm belasten, Nüsse enthalten zuviel Fett. Ein zu großes Calciumangebot (Leckerli) begünstigt die Bildung von Blasen- und Harnröhrensteinen.
Wichtig ist eine ausreichende Vitamin C-Zufuhr, da MS es nicht selbst herstellen können und bei einem Mangel z.B. mit Gelenkproblemen reagieren.
Das ideale Futter besteht in erster Linie aus Heu/Gras und Wasser. Zusätzlich können Löwenzahn, Wiesenklee, Obst, Karotten, Petersilie, Spinat, Salat, Kohlblätter (wenig) angeboten werden. Vom handelsüblichen Kraftfutter höchstens 20g/Tag verfüttern, vorzuziehen ist auf jeden Fall ein Fertigfutter ohne Körner, Mais und Haferflocken.


Häufigste Erkrankungen



Juckreiz


durch Milben, Haarlinge, Pilze, seltener Unverträglichkeit der Einstreu



Lippengrind

fütterungsbedingter Mangel an wichtigen Vitaminen, Fettsäuren und als Folge davon Fehlbesiedlung des Darmes mit krankmachenden Bakterien; durch Aufnahme des Blinddarmkotes kommt es zur Infektion der Lippen

Sohlenentzündung


Vitamin-, Fettsäuren-, Aminosäurenmangel durch Fütterungsfehler, Übergewicht, zu wenig Auslauf, schlechte Hygiene, zu rauher Käfigboden, schlechte Heilungsaussichten !


Zahnanomalien

zu wenig Futter (Heu/Gras) zum Mahlen und dadurch ungenügender Zahnabrieb

Talgdrüsenadenom


bis golfballgroße haarlose Verdickung am Körper durch übermäßige Talgproduktion

Tympanie, Durchfall

durch Fütterungsfehler: zuviel stärkereiches Futter, Kohl, frischer Klee, zu junges Heu

Leukose


vergrößerte Lymphknoten am ganzen Körper, unheilbar, kann aber mehrere Jahre „gut gehen“, bei Befall innerer Organe mit erheblich gestörtem Allgemeinbefinden sollte das Tier erlöst werden.