Kaninchen

Kaninchen

Haltung, Fütterung, häufigste Erkrankungen

Kaninchen gehören streng genommen nicht zu den Nagetieren, sondern zur Ordnung der Lagomorphen = Hasenartigen. Sie sind Höhlenbewohner und leben in Kolonien, im Gegensatz zu den Hasen, die ihr Leben paarweise verbringen und ihre „Sasse“ auf freiem Feld haben. Hauskaninchen sind mit 3 Monaten geschlechtsreif. Sie können bis zu 12 Würfe mit maximal 15 Jungen im Jahr haben. Die Trächtigkeit dauert 30 – 33 Tage. Bereits am Tag der Geburt sind die Weibchen wieder aufnahmefähig. Die Jungtiere sind Nesthocker; sie werden nackt, blind und taub (geschlossene Lid- und Ohrspalten) geboren.


Anatomische Besonderheiten

Die Zähne sind wurzeloffen, wachsen also permanent, ca. 10 cm pro Jahr. Das Milchgebiß wechselt bis zum 19. Lebenstag. Der Oberkiefer hat auf jeder Seite je 2 Schneide- und 6 Backenzähne, der Unterkiefer je 1 Schneidezahn und 5 Backenzähne. Der 2. Schneidezahn im Oberkiefer sitzt wie ein Stiftzahn hinter dem ersten und gibt ihm zusätzlichen Halt. Abgebrochene Schneidezähne sind in 6 Wochen wieder nachgewachsen. 

Die Länge des Magen-Darm-Traktes entspricht dem 10fachen der Körperlänge, was zu einer enorm langen Verweildauer der Nahrung von bis zu 5 Tagen führt!
 Die Magenwand ist sehr dünn und schwach bemuskelt, daher ist ein Erbrechen unmöglich. Der Weitertransport des Mageninhaltes in den Darm erfolgt durch Nachschieben des neu aufgenommenen Futters. Kaninchen nehmen ca 60 – 80 kleine Mahlzeiten zu sich. 
Im Blinddarm laufen bakterielle Spaltungs-und Gärprozesse zur Zelluloseverdauung ab. Dabei werden Fettsäuren, Proteine, Vitamine freigesetzt. Der Blinddarmkot, der etwa 1/3 der Gesamtkotmenge ausmacht, wird als schleimüberzogenes Gebilde ausgeschieden, sofort vom After weg wieder aufgenommen und dient so der Versorgung mit Eiweiß und besonders Vitamin B 12.
 Blinddarm und Dickdarm sind hochspezialisierte bakterielle Gärkammern. Antibiotika-Gaben stören die bakterielle Synthese wichtiger Nährstoffe und die Zelluloseverdauung, daher sollten sie nur im wirklichen Notfall verabreicht werden.

Haltung

Kaninchen sollten nicht als Einzeltiere, sondern zu zweit oder zu dritt (am besten Wurfgeschwister) gehalten werden. Unkastrierte Böcke zusammen zu setzen ist nicht tierschutzgerecht, da es aufgrund hormonell bedingter Agressionen zu ständigen Kämpfen kommt. Nach der (frühzeitigen) Kastration sind die Tiere sehr viel friedlicher, auch das Markierverhalten ist dann deutlich weniger ausgeprägt. Nach dem Eingriff sind die Männchen noch mindestens 14 Tage lang zeugungsfähig! 

Kaninchen sind nacht- und dämmerungsaktive Tiere und gehören aus diesem Grund nicht ins Kinderzimmer!
 Die Käfiggröße muß dem Kaninchen mindestens drei Hoppelsprünge ermöglichen. Günstig ist eine zweite Ebene. Um seinem Bewegungsdrang gerecht zu werden und so Knochenschäden vorzubeugen, braucht das Kaninchen 1 bis 2 Stunden Auslauf pro Tag. 

Als Einstreu bietet sich eine Lage Sägespäne oder Hanfstreu an, die mit einer dicken Heu-oder Strohschicht abgedeckt wird.

Fütterung

Das Grundfutter besteht aus Gras, Heu und Wasser. Rohfaserreiche Nahrung ist enorm wichtig, um einen genügenden Abrieb der Zähne zu gewährleisten und die empfindlichen Zellulose-Verdauungsprozesse im Blinddarm nicht zu stören.
Völlig ungeeignet sind leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Milch- und Joghurtdrops sowie Stärke aus Körnern und Haferflocken, da es dadurch unweigerlich zu Darmerkrankungen und Fehlgärungen mit dem Problem eines ständig kotverschmierten Afters kommt.
 Die meisten handelsüblichen Futtermischungen enthalten gefärbte, stärkehaltige Chips und sollten daher gemieden werden! 
Zusätzlich zum Grundfutter braucht das Kaninchen abwechslungsreiches Grünfutter, wie z.B. Möhrengrün, Kräuter, Petersilie, Kohlrabiblätter sowie Obst, Gemüse und hartes Brot.

Häufige Erkrankungen

Zahnprobleme

überlanges Wachstum der Schneidezähne mit Einrollen der Oberkieferzähne nach hinten und schaufelartigem Wuchern der Unterkieferzähne nach vorn bedingt durch Fehlstellung, 
Bildung von scharfkantigen spitzen Zacken an den Backenzähnen durch ungenügenden Abrieb (zu wenig ballaststoffreiches Futter), seltener durch angeborene Fehlstellungen, als Folge davon Unfähigkeit zu Fressen und starkes Speicheln, oft mit Hautentzündungen am Hals

Verdauungsstörungen

im Allgemeinen Folge von Fütterungsfehlern, aber auch durch Fehlbesiedlung des Darmes mit Colibakterien, Salmonellen oder Befall mit Würmern, Kokzidien und Giardien

lebensbedrohliche Aufgasungen auch durch Bezoare oder Fremdkörper möglich

Technopathien

Wirbelsäulenverkrümmungen, Frakturen ohne vorausgegangenen „Unfall“, wunde Hinterläufe, schlecht entwickeltes Knochengewebe
typische Folgen von Haltungsfehlern, in erster Linie massiver Bewegungsmangel, dadurch Verkümmern von Muskeln und Knochen

Harnsteine

meist durch calziumreiche Fütterung, vorwiegend bei Kastraten

fast immer operative Entfernung notwendig

Übergewicht

sowohl Fütterungsfehler – zuviel Körner, Haferflocken, Leckerli, Nüsse (Fett !!) – als auch zu wenig Bewegung/
Adipositas führt unweigerlich zu Herzproblemen oder Stoffwechselstörungen

Urinrotfärbung

meist nicht pathologisch , normal z. B. nach Verfüttern von Löwenzahn

Madenbefall im Sommer

im Sommer setzen Fliegen gern ihre Eier in der Aftergegend des Kaninchens ab, besonders wenn diese durch weichen Kot etwas feucht ist. In kürzester Zeit schlüpfen daraus Maden, die sich sofort in die Haut, z.T. bis in die Bauchöhle hinein fressen, was hoch schmerzhaft ist und häufig zum Tod des Tieres führt.

Daher 2-3mal täglich das Kaninchen auf den Rücken drehen und diese Region gründlich kontrollieren. Wichtig!!!